„In dieser Ausbildung kann die Persönlichkeit enorm reifen“

Patrick Dietz begann seine Karriere als Krankenpfleger, jetzt leitet er die Pflegefachschule im Marien-Hospital Euskirchen. Im Interview verrät er, was die generalistische Ausbildung dort besonders macht, welche Fähigkeiten Azubis mitbringen sollten und wie die Laufbahn nach der Schule aussehen kann.

Beschreiben Sie zum Start einmal Ihren Weg vom Krankenpfleger bis zum Schulleiter.

Mein Einstieg lief über den Zivildienst – so kamen früher viele Männer mit der Pflege in Kontakt. Ich habe danach eine Krankenpfleger-Ausbildung gemacht und zunächst in diesem Beruf gearbeitet. Es sind mindestens zwei Jahre Berufserfahrung in der Pflege erforderlich, bevor man ein entsprechendes Studium beginnen kann. 1995 startete mein Studium zum Pflegepädagogen, im Anschluss war ich an einer Schule im Rheinisch-Bergischen Kreis tätig und jetzt bin ich seit zehn Jahren Schulleiter der Pflegefachschule im Marien-Hospital.

Dort bieten Sie eine generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann an. Wie unterscheidet sich diese von den Ausbildungen, die es in der Pflege früher gab?

Diese Art der Ausbildung gibt es seit 2020, vorher waren es separate Ausbildungen in der Altenpflege, in der Gesundheits- und Krankenpflege für Kinder sowie in der Gesundheits- und Krankenpflege für Erwachsene. Der Gesetzgeber hat vorgeschrieben, dass nun alle Ausbildungsformen zusammengefasst sind. Das entspricht auch den EU-Richtlinien und ermöglicht später eine Tätigkeit auf europäischer Ebene – das wäre früher nur mit Nachqualifikationen möglich gewesen.

Jeder und jede Auszubildende lernt also alle Themenbereiche gleichwertig kennen?

Genau, wir lassen den ambulanten Dienst in der Ausbildung genauso einfließen wie den vollstationären Langzeitbereich. Es gibt keine Altersgrenzen mehr, kleine Kinder werden genauso behandelt wie hochbetagte Patienten. Für uns Pädagogen bedeutete das neue Gesetz, dass wir die gesamten Unterrichtsinhalte neu entwickeln mussten, und das ist uns gelungen. Diese neue Ausbildung ermöglicht es jedem, nach dem Abschluss in den Versorgungsbereich der Wahl einzusteigen.

Wie viel praktische Arbeit erleben die Auszubildenden während ihrer Zeit an der Pflegefachschule?

Vorgesehen sind 2100 Stunden in der Theorie und 2500 Stunden Praxis, in der dreijährigen Ausbildung ist es tatsächlich eher mehr. Wir haben immer einen Wechsel zwischen theoretischem Blockunterricht und sechs bis sieben Wochen Praxis im Anschluss. So ist die Verzahnung zwischen theoretischem Wissen und praktischer Anwendung gewährleistet. Es gibt freigestellte Praxisanleiter, die unserer Schule angeschlossen sind und die die Auszubildenden bei den praktischen Stationen betreuen. So gibt es immer einen schnellen Austausch und direkte Ansprechpartner in allen Phasen.

Können Sie typische Aufgaben nennen, die Auszubildende übernehmen?

Das hängt vom Ausbildungsjahr ab, im ersten geht es um die Kernaufgaben der Krankenpflege: Erfassung der Vitalwerte, Übernahme von Aufgaben, die der Patient nicht mehr durchführen kann – zum Beispiel Unterstützung beim Anziehen, Essen oder Ausscheiden – und alles, was mit Kommunikation zu tun hat. Später können es in der ambulanten Pflege Aufgaben wie Wundversorgung oder das Verabreichen von Medikamenten sein. Auch die Begleitung von Sterbenden und ein Pflichteinsatz in der Psychiatrie zählen zur Ausbildung, hier liegt ja ein Schwerpunkt unseres Hauses. Insgesamt sind die Aufgaben sehr vielfältig.

Was sollten Auszubildende mitbringen, die diesen Weg gehen möchten?

Es gibt einige harte Kriterien, beispielsweise ist die Mittlere Reife Mindestvoraussetzung. Lange wurde mindestens ein Notendurchschnitt von 3,0 empfohlen, doch ich denke, man sollte immer das gesamte Zeugnis ansehen und betrachten, wo die Stärken liegen und wo noch Entwicklungsbedarf besteht. Außerdem ist es ratsam, ein Pflegepraktikum gemacht zu haben – egal in welchem Versorgungsbereich. So kann man feststellen, ob das wirklich der Beruf ist, den man ausüben möchte.

Gibt es darüber hinaus weitere wichtige Punkte?

Die sprachlichen Voraussetzungen sind immer wichtiger geworden, vorgegeben ist mindestens Deutsch auf dem Level B2. Die Beherrschung der Sprache ist einfach unerlässlich, um dem Unterricht gut folgen zu können und wenn man später am Bett eines Patienten steht, muss man verstehen, was dieser einem mitteilen möchte – sonst wäre es verantwortungslos. Natürlich sind auch die Umgangsformen entscheidend, wir legen Wert auf Wertschätzung, Empathie und Akzeptanz gegenüber allen Menschen.

Haben Sie einen Tipp für junge Menschen, die mit dem Gedanken spielen, sich bei Ihnen zu bewerben?

Es lohnt sich in jedem Fall, denn man lernt in der Ausbildung nicht nur für den Beruf selbst, sondern für das ganze Leben. Es gibt keine andere Ausbildung, in der die Persönlichkeit des Menschen in kürzester Zeit so reift. Es ist enorm, welche sozialen und persönlichen Kompetenzen hier entstehen dürfen. Außerdem gibt es anschließend so viele Möglichkeiten, sich in der Pflege zu spezialisieren oder sogar ein Studium aufzunehmen, wie ich es getan habe – es gibt so vieles, was aus dieser Ausbildung entstehen kann.