„Viele Möglichkeiten zur eigenen Entwicklung“
Erika Geusen ist seit mehr als 20 Jahren im Marien-Hospital und arbeitet inzwischen als Stationsleitung. Im Interview spricht sie über ihren Weg, einen guten Führungsstil und die Motivation, ständig Neues zu lernen.
Seit wann arbeiten Sie im Marien-Hospital Euskirchen und welche Funktion erfüllen Sie?
Ich bin seit 1998 hier im Haus. Mittlerweile arbeite ich als Stationsleitung auf der Psychotherapie-Station. Als ich anfing, wurde gerade die Tagesklinik eröffnet, die mich sehr interessierte, weil ich den psychiatrischen Bereich für mich entdeckt hatte. Dort habe ich als Pflegefachkraft angefangen, später auf der geschützten Station gearbeitet und seit 2003 bin ich auf der Psychotherapie-Station – vor sieben Jahren übernahm ich die Stationsleitung.
Das ist eine lange Zeit hier im Haus und eine beeindruckende Entwicklung. Sie haben für die verschiedenen Stellen viele Weiterbildungen gemacht, oder?
Ja, es waren diverse Weiterbildungen und ich bin unglaublich dankbar für all diese Möglichkeiten. Ich habe verschiedene Spezialisierungen absolviert, die für mich und die tägliche Arbeit sehr bereichernd sind. Unter anderem habe ich eine Weiterbildung zur Praxisanleiterin gemacht, sodass ich jetzt die Praxisanleitung für Pflegeberufe betreue. Das ermöglicht es mir, am Puls der Zeit zu sein, und ich sehe immer, welche neuen Entwicklungen es gibt.
Was treibt Sie an, sich immer wieder weiterzubilden?
Ich probiere gerne Neues aus und erweitere meinen Horizont. Es ist spannend zu sehen, wie andere Menschen arbeiten, und selbst neue Theorien zu erlernen, die ich auf meine tägliche Arbeit herunterbrechen kann. Wenn ich aus großem Wissen schöpfen kann, kann ich es immer auf die Patienten und die vielfältigen Problematiken anwenden. Es ist wie ein Werkzeugkoffer von einem Handwerker, in dem ganz viel drin ist. Wenn man nur wenige Werkzeuge hat, ist man in der Arbeit begrenzt.
Können Sie Beispiele für solche Werkzeuge – also Inhalte Ihrer Weiterbildungen – nennen?
Unter anderem arbeite ich mit Aromatherapie: Die Patienten finden es ganz fantastisch, wenn sie Lavendelöl bekommen, das entspannend wirkt – oder bei Hitze kühlende Pfefferminzöle. In einer anderen Weiterbildung habe ich viel über Achtsamkeitstraining und Stresstoleranz gelernt. Das habe ich gemeinsam mit einer Psychologin auf unsere Station angepasst und wir wenden es eigentlich bei allen Patienten an. Jeder kann von Achtsamkeitstraining profitieren, es vergrößert den Handlungsspielraum der Patienten.
Sind Sie als Stationsleitung noch in die tägliche Arbeit mit Patienten involviert?
Ja, ich arbeite sehr gerne mit den Patienten und bin in die Stationsarbeit komplett integriert. Es ist mir sehr wichtig, den Kontakt zu den Patienten zu halten. Wenn ich eine Station leite, muss ich selbst erleben, welche Problematiken wir behandeln. Für mich ist es wichtig zu sehen, was hier passiert – daraus ergibt sich auch ein guter Führungsstil.
Was ist Ihnen bei der Führung des Teams darüber hinaus wichtig?
Ich lege Wert darauf, dass alle Berufsgruppen auf der gleichen Ebene zusammenarbeiten: Pflegekräfte, Ärzte, Ergotherapeuten, Psychologen, Kunsttherapeuten usw. Wir schauen gemeinsam, welches Ziel ein Patient hat und was das Ziel der Therapie ist. Das bedarf viel Kommunikation untereinander, wir tauschen Beobachtungen aus. Unsere Stärke ist, dass wir dabei als Team gut funktionieren. Außerdem haben wir einen sehr strukturierten Ablauf und ich lege viel Wert darauf, dass die Strukturen stimmen. Erst dann kann man sich mit dem Team weiterentwickeln.
Was schätzen Sie an Ihrem Job besonders?
Ich kann viel mitgestalten. Wir sind ein gutes und sehr starkes Team und dadurch, dass wir so gut vernetzt sind, können wir uns alle gut entwickeln. Ich schätze es sehr, wenn sich jeder weiterbilden kann. Spannend ist es auch, wenn mal Schüler zu uns kommen, dann können wir erleben, wie die Altersgruppe tickt – das hilft auch, unsere Patienten in dem Alter besser zu verstehen.
Wie erleben Sie das Marien-Hospital Euskirchen als Arbeitgeber?
Ich finde es an unserem Haus gut, dass man mit Vorgesetzten schnell ins Gespräch kommen kann. Wenn es mal eine Problematik gibt, wird zügig nach einer Lösung gesucht. Die Psychiatrie ist die größte Abteilung im Haus und gut aufgestellt. Wir arbeiten sehr eng mit den somatischen Abteilungen zusammen, so dass bei Patienten schnell abgeklärt werden kann, ob organische Erkrankungen vorliegen. Das ist eine absolute Stärke. Ich fühle mich hier sehr wohl, das Arbeitsklima stimmt – und ich bleibe bis zur Rente hier.
Welche Tipps haben Sie für Neueinsteiger auf Ihrer Station?
Wenn jemand wirklich ambitioniert ist und gerne Verantwortung übernehmen will, dann ist er hier gut aufgehoben. Man sollte etwas Biss und eine große Motivation mitbringen, dann bieten sich hier viele Möglichkeiten zur eigenen Entwicklung.