Sonderformen der Inkontinenz

Chronisches Beckenschmerzsyndrom (pelvic pain syndrom)

Das chronische Beckenschmerzsyndrom kann das gesamte kleine Becken oder einzelne Organsysteme betreffen. Die Patientinnen haben chronisch immer wiederkehrende Beschwerden oder konstante Schmerzen. Die Intensität kann sehr unterschiedlich ausfallen, so dass die Patientinnen oft nach langjährigem Leidensweg nicht mehr klar sagen können, wo und wodurch der Schmerz ursprünglich angefangen hat. Die Schmerzen können isoliert nur in der Harnblase, der Harnröhre, der Scheide, dem Darm oder auch nur auf Beckenbodenebene auftreten. Sie können auch durch Begleiterkrankungen, wie zum Beispiel der Endometriose, der Adenomyosis uteri, durch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulzerosa oder Morbus Crohn, durch Multiple Sklerose, Kollagenosen, der Fibromyalgie oder durch Rheumatoide Arthritis ausgelöst werden.

Auch orthopädische Grunderkrankungen wie ein Beckenschiefstand, Bandscheibenvorfälle, eine ausgeprägte Skoliose oder Morbus Bechterew können über Jahre zu begleitenden Beckenbodenfunktionsstörungen führen. Durch chronische Atemwegserkrankungen wie zum Beispiel Asthma bronchiale, COPD, Mukoviszidose liegen eine starke Beanspruchung des Zwerchfells und des Beckenbodens vor, die wiederrum Verspannungen und Dysfunktionen auslösen können.

Entzündung der Harnblase (Interstitielle Zystitis)

Die Interstitielle Zystitis (IC) ist eine chronische, nicht-infektiöse, vermutlich autoimmun bedingte Entzündung der Harnblase. Sie verursacht oft starke Schmerzen in der Blase, beim Wasserlassen und auch danach. Dadurch kann es sowohl tagsüber als auch nachts zu häufigem Wasserlassen (Pollakisurie / Nykturie) kommen. Die Diagnose lässt sich durch eine Blasenspiegelung sichern. In der Blasenschleimhaut können sich multiple rötliche Verfärbungen und stecknadelkopfgroße Einblutungen (Glomerulationen) zeigen.

Bei starken Ausprägungen können zudem sogenannte Hunner-Läsionen auftreten. Das sind geschwürartige Verletzungen in der Blasenschleimhaut. Da es sich insgesamt um ein sehr seltenes und noch nicht ausreichend erforschtes Krankheitsbild handelt, wird die Diagnose zum Teil erst sehr spät gestellt. Für Betroffene gibt es in der Region auch eine wissenschaftlich orientierte Selbsthilfegruppe.