Polytrauma

Die Bezeichnung Polytrauma beschreibt mehrere gleichzeitig erlittene Verletzungen, die einzeln oder in Kombination lebensbedrohlich sein können. In Deutschland erleiden jährlich rund 35.000 Menschen ein Polytrauma. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Ein Polytrauma entsteht meistens durch schwere Verkehrsunfälle, Stürze aus großer Höhe, Arbeits- oder Freizeitunfälle.

Polytraumata können aber auch die Folge von Gewaltverbrechen sein. Dabei erleiden die Betroffenen oft vielfältige Verletzungen an Schädel, Wirbelsäule, Brustkorb, Bauchraum sowie Extremitäten und Weichteilen.

Diagnose und Therapie

Bei einem Polytrauma kommt Ersthelfern eine lebensrettende Bedeutung zu. Denn sie melden nicht nur den Notfall, sondern führen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes lebenswichtige Sofortmaßnahmen durch. Neben der stabilen Seitenlage bei Bewusstlosigkeit zählen dazu auch eine provisorische Wundversorgung sowie eine Herz-Lungen-Wiederbelebung.

Polytraumata sind immer klinische Notfälle und benötigen eine hochqualifizierte Versorgung durch spezialisierte Fachkräfte. Diagnose und Therapie eines Polytraumas beginnen bereits am Unfallort durch den Rettungsdienst.

Rettungshubschrauber: Erstversorgung bei Polytraumata

Erstversorgung bei Polytraumata

Zu den wichtigsten Maßnahmen einer Erstversorgung zählen neben der Sicherstellung der Vitalfunktionen, das Stillen von Blutungen und eine erste Aufnahme des Schweregrades und des Ausmaßes der Verletzungen. Ziel ist eine Stabilisierung der betroffenen Patienten, so dass ein transportfähiger Zustand in das nächstgelegene zertifizierte Traumazentrum gewährleistet ist. Dabei sollten die Betroffenen nach ihrer Rettung und Erstversorgung innerhalb von 30 Minuten in einem für ihre Verletzungen geeigneten Traumazentrum eintreffen.

Ein schneller Transport wird je nach Schweregrad der Verletzungen durch den Einsatz des Rettungswagens oder Rettungshubschraubers in Notarztbegleitung gewährleistet.

Regionales Traumazentrum DGU im zertifizierten TraumeNetzwerk Rettungsring Bonn Rhein-Sieg

Versorgung im zertifizierten Traumazentrum

In zertifizierten Traumazentren findet die weitere qualifizierte und standardisierte Versorgung polytraumatisierter Patienten statt. Im sogenannten traumatologischen Schockraum erfolgt eine detaillierte Bestimmung von Umfang und Schweregrad der Verletzungen durch ein eingespieltes Team verschiedener Fachdisziplinen und mithilfe von bildgebenden Diagnoseverfahren. Neben der FAST-Sonographie (Focused Assessment with Sonography for Trauma) hat sich vor allem die Spiral-Computertomographie (Polytrauma-Spirale) bewährt und als notfallmedizinische Standarduntersuchung etabliert. Letztere ist eine Computertomographie mit kontinuierlich rotierender Röntgenröhre, die 2D- und 3D-Bilder erzeugt. In einigen Fällen kann eine weitere diagnostische Abklärung durch MRT, Röntgen und Hirndruckmessung notwendig sein.

Die Therapie polytraumatisierter Menschen richtet sich stets nach den gegenwärtigen klinischen Befunden sowie den Ergebnissen der apparativen Bildgebung. Lebensbedrohliche Verletzungen von Schädel, Gehirn, Gefäßen, inneren Organen sowie offene Knochenbrüche werden vorrangig chirurgisch versorgt. Sobald die Vitalparameter stabil sind, werden weitere notwendige Operationen durchgeführt. In den meisten Fällen werden polytraumatisierte Patienten zu Beginn intensivmedizinisch versorgt. Die kontinuierliche Überwachung der Betroffenen gewährleistet ein zügiges medizinisches Eingreifen bei Komplikationen und damit verbunden bestmögliche Überlebenschancen.

Unsere spezialisierten Unfallchirurgen sind über sämtliche Fachdisziplinen hinweg vernetzt. So gewährleistet das interdisziplinäre Team, auch bei möglichen Komplikationen oder Folgeerkrankungen, eine optimal ausgerichtete Versorgung auf kurzen Wegen und höchstem medizinischen Niveau