Myasthenie

Wenn die Muskeln geschwächt sind

Die Myasthenie, von Medizinern auch als Myasthenia gravis bezeichnet, ist eine Nervenkrankheit und zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Bei betroffenen Patienten liegt eine Störung der Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln vor. Hieraus resultiert eine Muskelschwäche unterschiedlichster Schweregrade. Erste Symptome treten meist in der Gesichtsmuskulatur auf. Betroffene leiden vor allem am späten Abend unter Doppeltbildern und auffällig herunterhängenden Augenlidern. Die Myasthenie kann sämtliche Muskeln des Skelettsystems betreffen. Die Beschwerden sind in der Regel belastungsabhängig, das heißt, nach körperlicher Anstrengung stärker als am Morgen oder nach Ruhephasen. In fortgeschrittenem Stadium können Atem- und Schluckstörungen entstehen. Befällt die Autoimmunerkrankung die Muskulatur der Atemwege und Speiseröhre, besteht für die Betroffenen Lebensgefahr. In besonders schweren Krankheitsverläufen müssen die Betroffenen künstlich beatmet und ernährt werden.

Diagnose

Der Verdacht auf Myasthenie steht vor allem bei Patienten mit einer allgemeinen Muskelschwäche im Raum, wenn Augen- und Gesichtsmuskulatur betroffen sind und sich die Muskelschwäche unter Ruhe verbessert. Daher können bereits einfache Belastungstests der Muskeln zur Diagnosestellung und zur Bestimmung des Schweregrades besonders aussagekräftig sein. Hierzu zählt unter anderem der sogenannte Simpson-Test, bei dem bereits ein mehrminütiges Aufwärtsblicken eine Muskelschwäche hervorruft. Auch sinken bei positivem Befund Kopf, Arme und Beine vorzeitig ab. Zur Bestätigung der Diagnose sind ergänzend weitere Untersuchungen wie die Elektromyographie, die Messung der Signalübertragung vom Nerven auf den Muskel zur Bestimmung der Muskelaktivität sowie Bluttests zur Bestimmung von spezifischen Antikörpern notwendig. Darüber hinaus dienen Bluttests zum Nachweis oder zum Ausschluss anderer Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können.

Bildgebende Untersuchungsverfahren

Wurde die Diagnose Myasthenia gravis gestellt, folgen bildgebende Untersuchungsverfahren wie eine Computertomograhpie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) des Brustkorbs, um eine Überproduktivität oder einen Tumor des Thymus, auch Thymom genannt, erkennen und entsprechend behandeln zu können. Der Thymus ist ein kleines Organ das im Brustkorb liegt und eine wichtige Funktion für das Immunsystem übernimmt. Ein Teil der weißen Blutkörperchen lernen dort, fremde Zellen zu erkennen und anzugreifen, was wichtig für die Immunabwehr ist.

Therapie

Die Myastenie kann durch eine geeignete Therapie, die auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtet ist zum Stillstand gebracht werden. Bei Patienten unter 60 Jahren mit Myasthenie wird eine chirurgische Entfernung des Thymus nach Diagnosestellung empfohlen. Während des minimalinvasiven Eingriffs wird auch das Fett- und Bindegewebe, das den Thymus umgibt, vollständig entfernt. Denn selbst kleinste Thymusreste können für eine entsprechende Antikörper-Blockade der Muskeln ausreichen. In sehr seltenen Fällen wie bei einer erheblichen Größe oder einer bösartigen Veränderung des Thymus (Thymuskarzimom), ist zur vollständigen und sicheren Entfernung eine offene Operation notwendig. Unsere erfahrenen Neurologen beraten Betroffene in enger Zusammenarbeit mit den spezialisierten Chirurgen der Thoraxchirurgie individuell und unter Berücksichtigung der zugrundeliegenden Diagnose. Bei Schluckbeschwerden können spezielle logopädische Therapien sowie eine Anpassung der Ernährung Linderung verschaffen.

Lebensqualität erhalten

Unsere Neurologen legen besonderen Wert auf einen individuellen und optimal ausgerichteten Therapieplan. In ausführlichen Beratungsgesprächen werden Betroffene über geeignete Behandlungsmöglichkeiten aufgeklärt und das weitere Vorgehen abgestimmt. Unsere Patienten profitieren von einer deutlichen Linderung der Symptome und einem bestmöglichen Erhalt der Lebensqualität.

Experte

Dr. med. Hartmut Bauer

Dr. med. Hartmut Bauer

Chefarzt

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