Babyfreundliche Geburtskliniken haben sich auf Fragen der gesunden Kinderernährung spezialisiert und helfen Ihnen als fachkompetente Ansprechpartner gerne weiter. Während Ihres Aufenthaltes auf unserer Station haben wir Ihnen einen guten Start in die Stillzeit ermöglicht. Mit unseren Informationen und Tipps helfen wir Ihnen und Ihrem Baby nach individuellen Bedürfnissen mit der Zufütterung von Beikost zu beginnen.
BEIKOST EMPFEHLUNGEN
DIE MISCHUNG MACHT´S
Mit dem Beginn des 7. Lebensmonats sind die meisten Kinder für die Einführung von Beikost bereit. Dies bedeutet jedoch nicht das Ende der Stillzeit. In dieser Phase sollte parallel weiter gestillt werden, da dies unter anderem zur Vermeidung von allergischen Reaktionen beiträgt. Die WHO empfiehlt so lange weiter zu stillen, wie es Ihnen beiden gefällt. Dies kann gerne bis zum zweiten Geburtstag oder darüber hinaus sein.
Manche Kinder interessieren sich erst nach 9 bis 12 Monaten für größere Mengen anderer Nahrung als Muttermilch. Dies ist kein Grund zur Beunruhigung, denn Muttermilch sollte im ganzen ersten Lebensjahr das Hauptnahrungsmittel sein.
Ein guter Zeitpunkt für den Beginn der Zufütterung ist, wenn das Kind
• Interesse am Essen zeigt, indem es u.a. ganz aufmerksam den Weg jedes einzelnen Bissen in den Mund verfolgt,
• gestützt aufrecht sitzen und die Hand zum Mund führen kann.
Meist ist der Zungenstoßreflex dann auch zurückgebildet, so dass es nicht alles mit der Zunge aus dem Mund schiebt. Stillen Sie immer zuerst. Denn es ist leichter, Essen zu üben, neue Nahrungsmittel und Geschmacksrichtungen auszuprobieren, wenn Ihr Kind nicht zu hungrig ist. Außerdem hilft die Muttermilch bei der besseren Verdauung der noch ungewohnten Nahrung. Sollten Sie zum Essen einmal nicht stillen, bieten Sie Ihrem Kind Wasser dazu an. Es ist nun alt genug, um das Trinken aus der Tasse oder dem Becher zu lernen. Stillen Sie Ihr Kind jedoch auch weiterhin nach Bedarf.
Der Zeitpunkt für die Beikostfütterung sollte gut in den Tagesablauf der Familie passen. Ihr Kind sollte ausgeruht und wach, jedoch nicht „überdreht“ sein. Lassen Sie es von Anfang an beim Familientisch dabei sein. Essen ist etwas Angenehmes, das Menschen miteinander verbindet. Die Essenszeit ist eine Zeit liebevoller Zuwendung.

Der Übergang von der Brusternährung zur Familienkost sollte behutsam in kleinen Schritten erfolgen. Bitte berücksichtigen Sie, dass jedes Kind sein eigenes Tempo bei der Entwicklung hin zur Aufnahme von Beikost hat. Einige nehmen zunächst nur kleine Mengen zusätzlicher Kost an oder können einige Nahrungsmittel schlechter verdauen. Andere Kinder essen mit großer Freude und gewöhnen sich schnell an die neue Kost.
Babys verfügen über einen sehr feinen Geschmackssinn. Daher wird es ihm mit der neuen Nahrung nicht langweilig, selbst wenn es zu Beginn nur wenige Lebensmittel essen mag.
Vertrauen Sie Ihrem Kind! Bei einem gesunden Angebot wird es sich richtig entscheiden.
Gegen Mitte des 2. Lebensjahres gehen die Eisenvorräte Ihres Kindes zur Neige. Daher sollten Sie ihrem Kind auch schon früh Fleisch anbieten. Ebenso ist fetter Seefisch, der sorgfältig von Gräten befreit ist, wegen seiner speziellen Fette ein wertvolles Lebensmittel. Ernährt sich Ihre Familie vegetarisch, sind eisenreiche Getreidesorten in Kombination mit Vitamin C-reichen Obst- und Gemüsesorten besonders zu empfehlen. Bitte lassen Sie sich bei vegetarischer Ernährung zusätzlich beraten!
Zum Einstieg eignet sich Gemüse wie Kartoffeln, Möhren, Kürbis, Fenchel, Zucchini, Pastinaken, Erbsen, Blumenkohl und Broccoli. Ebenso Obst wie Bananen, Äpfel und Birnen. Spinat hingegen ist wegen des hohen Gehalts an Oxalsäure weniger geeignet.
Getreide sollte nur gekocht, gebacken oder anderweitig aufgeschlossen (in Flockenform) gegeben werden, da Ihr Kind es sonst kaum verdauen kann. Von Frischkornbrei oder Müsli ist aus diesem Grund abzuraten. Die Zufütterungsmengen müssen anfangs nicht groß sein, sollten jedoch möglichst bald vier verschieden Nahrungsmittelgruppen umfangen. Um Ihrem Kind eine Versorgung mit verschiedenen Nährstoffen, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen zu bieten sollten hierzu auch Fisch und Fleisch zählen.
EINE NEUE PHASE
DER ENTWICKLUNG
Viele Kinder essen anfangs nur kleine Mengen und nicht alle lassen sich gerne füttern. Einige nehmen die Nahrung lieber selbst in die Hand, wie etwa weich gekochte Gemüsewürfel oder Brotstückchen. Ihr Kind lernt, wie es das Essen im Mund bewegt und kaut, einen Löffel festhält und etwas später selbständig isst.
Ebenso lernt es unterschiedliche Nahrungsbeschaffenheiten kennen, wenn Sie eine Sorte Obst oder Gemüse gedünstet, gekocht oder später auch in roher Form anbieten. Lassen Sie Ihr Kind jedoch nicht unbeaufsichtigt Nahrungsmittel essen, die Bröckchen bilden. Somit können Sie gleich eingreifen, sollte es sich daran verschlucken.

Kinder sollten frisch zubereitete Nahrung erhalten, um den Geschmack verschiedener Lebensmittel kennen zu lernen. Garen Sie deshalb selbst gekochte Beikost im Schnellkochtopf oder mit sehr wenig Wasser in einem Gareinsatz. So bleiben Vitamine weitestgehend erhalten.
Fügen Sie Rapsöl hinzu. Auf eine Portion von ca. 200g Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei kommen 8-10g Rapsöl (1EL). Auf 200g Obst-Getreide-Brei kommen 5g Rapsöl (2-3TL). Bei Fertigkost sollte die fehlende Menge ergänzt werden. Durch das hinzugefügte Rapsöl werden fettlösliche Vitamine verdaulicher und Ihr Kind erhält genügend essentielle Fettsäuren und Kalorien.
Sie müssen für Ihr Baby nicht extra kochen, wenn Sie bereit sind, auf Salz und scharfe Gewürze zu verzichten. Bei normaler Familienkost ist meist auch etwas für Ihr Baby geeignet.

Fertigkost sollte ausschließlich als Ergänzung dienen. Lesen Sie bereits vor dem Kauf die Verbraucherinformationen sorgfältig durch. Denn oft enthält Fertignahrung unnötige Zusätze wie Gewürze, Honig, Molkeneiweiß, Bindemittel, Süßungsmittel, Magermilchpulver, Vitamine, Zucker in Form von Maltose, Fructose, Maltodextrin und Glucose.
Lassen Sie sich von der Aufschrift „Ab dem 4. Monat“ nicht irritieren. Solange Sie stillen benötigt Ihr Kind in den ersten 6 Monaten keine zusätzliche Beikost oder aus Kuhmilch hergestellte Milchbreie.
Zu den ungeeigneten Lebensmitteln zählen im ersten Lebensjahr ihres Babys:
• Salz und Zucker (bitte nur in kleinen Mengen)
• Honig
• ganze oder stückige Nüsse
• pralle, elastische Lebensmittel wie Weintrauben
• Fleisch, Fisch und Eier im rohen Zustand
• Fast Food sowie stark gewürzte oder frittierte Speisen
Für Tiermilch gelten folgende Empfehlungen:
• unter dem Schutz des Stillens einführen
• nicht vor dem 6. Lebensmonat
• max. 100-200 ml/24 Stunden
• keine Rohmilch vor dem 5. Lebensjahr
Pflanzendrinks sind kein Ersatz für Muttermilch, Säuglingsanfangsnahrung oder Tiermilch.
Solange Ihr Kind mindestens zwei Mal täglich Muttermilch erhält, benötigt es keine zusätzlichen Milchprodukte. Bei Flaschennahrung sollten Sie weiterhin die Pre- oder 1er-Nahrung wählen.
Eltern allergiebelasteter Kinder sollten früh Fisch zufüttern und die verschiedenen Lebensmittel einzeln mit Abstand einiger Tage reichen. Dies hilft Ihnen bei der Zuordnung auftretender allergischer Reaktionen und erleichtert das Einholen fachkundiger Informationen.
Das Kind bekommt neue Lebensmittel zunächst einmal häppchenweise zu kosten. Wenn Ihr Kind die neuen Lebensmittel verträgt, lassen Sie Ihr Kind selbst entscheiden, wie viel es möchte. Wenn Ihr Kind gesunde Nahrung angeboten bekommt (ungesüßt und mit pflanzlichem Fett), wird es so viel essen, wie gerade nötig ist. Versuchen Sie nicht, es zu größeren Portionen zu überreden, vertrauen Sie dem gesunden Essverhalten von Kindern. Für die Mutter ist eine langsame Rückbildung der Milchdrüsen und allmähliche hormonelle Umstellung schonend, das Risiko eines Milchstaus ist geringer.
Im Alter zwischen 6 und 24 Monaten wachsen Kinder schnell, aber ihre Mägen sind noch klein (etwa so groß wie die Faust des Kindes). Kinder brauchen deshalb besonders nahrhaftes Essen, das möglichst viele Nährstoffe in kleinen Nahrungsmengen enthält. Muttermilch hat mehr Kalorien und Nährstoffe als andere Nahrungsmittel und sollte deshalb auch weiterhin das Hauptnahrungsmittel im ersten Lebensjahr sein.
Auch nach Beikosteinführung stärkt Stillen das Immunsystem Ihres Kindes, senkt das Allergierisiko, ist hygienisch und praktisch. Bei Erkrankungen des Kindes kann es sein, dass das Kind die Beikost verweigert und nur die Brust akzeptiert. Stillen schützt in diesen Phasen vor einer Austrocknung und fördert die Genesung. Auch die Mutter profitiert von einer möglichst langen Stilldauer. Je länger gestillt wird, umso mehr reduziert sich beispielsweise das Brustkrebsrisiko.

VON DER BEIKOST
ZUR FAMILIENKOST
Im Alter von 12 Monaten sind die meisten Kinder in der Lage, die gleichen Speisen zu essen wie auch die anderen Familienmitglieder. Wie bei der Beikost führen Sie Ihr Kind langsam an die Familienkost heran.
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie viel Spaß dabei und guten Appetit!